Im Bild: Unsere Malerei Hodler AG am letzten Dienstagmorgen.
Das Belpmoos, Kehrsatz, das ganze Aaretal war geschockt am Dienstagmorgen. Von sehr weit sah man an diesem klaren Tagesanbruch den gelbroten Feuerschein in einer riesigen weissschwarzen Rauchsäule. Noch vor 6 Uhr waren mehrere Feuerwehren vor Ort, sogar von Thun kam Unterstützung. Das Feuer zu stoppen gelang nicht mehr. Den «Kirchackerweg 31» in Kehrsatz gibts nicht mehr, er ist vollständig abgebrannt (Polizeimeldung vom 20. September 2022):
Neben uns haben zwei Holzbau-Betriebe, zwei Autogaragen, eine Heizungs-/Energietechnikfirma alles Materielle, was in dieser Nacht am Kirchackerweg war, verloren.
Die Hoffnung und Perspektive haben wir aber nicht verloren. Martin Hodler hat sich mit der Lokalzeitung Bäup.ch unterhalten – nachfolgend einige Auszüge:
«Natürlich standen wir nach dem überhasteten Aufstehen am Dienstag unter Schock vor dem Gebäude», so Hodler. Einer seiner Mitarbeiter, der noch vor 6 Uhr mit der Arbeit in der Malerei Hodler AG beginnen wollte, hatte ihm telefoniert. «Es brennt!» — «Wir standen an diesem Morgen nur da und schauten zu, wie alles langsam aber sicher runterbrennt.»
Der Brandherd sei auf der anderen Seite des langen Gebäudes gewesen. Das Feuer habe sich rasch in Richtung aller Räume durchgefressen und eine Zwischenmauer durchbrochen, die eigentlich als Brandschutzmauer gegolten habe. Hodler erzählt: «Als das Feuer aus unseren Bürofenstern schoss, war mir klar: 25 Jahre Arbeit futsch — zurück auf Feld eins — wir müssen neu beginnen.» Ab dann (und bis heute) habe er irgendwie nur noch rational funktioniert und sehr schnell die ersten Massnahmen in die Wege geleitet. Seine handgeschriebene Checkliste sei schon jetzt seitenlang.
«Es ist überwältigend, welche Hilfsbereitschaft uns schon am Morgen des Brandes entgegen gekommen ist», so Hodler. «Wir hatten zum Beispiel sofort sieben Angebote für Ersatz-Räumlicheiten. Andere Handwerker, davon eine Malerei, leihen uns momentan Fahrzeuge aus. Wir dürfen auch die Spritzkabine einer Malerei benutzen. Unsere Informatiker, eine Zweimann-Firma, hat innert zwei Tagen in einem riesigen Effort unsere IT neu eingerichtet und Backups reaktiviert.»
Das breite Netzwerk von Martin Hodler, der auch Präsident der Belper KMU ist, hat mitgeholfen, dass innert weniger Stunden über den neuen Standort entschieden werden konnte. Hinter der Post Belp, wo früher der Werkzeugladen «Ledermann» war, ist mittlerweile schon das neue Materiallager eingerichtet. Die Büros sind in einer Mietwohnung in Kehrsatz untergebracht. «Unser Material-Chef hat schon am Dienstagnachmittag Dutzende von Telefons gemacht, um bei den Lieferanten neue Ware zu bestellen.»
«Die Lokalbehörden haben mich ebenfalls sehr beeindruckt», so Hodler. «Ein Katastrophen-Beauftragter der Gemeinde Kehrsatz war die ganze Zeit vor Ort, auch am nächsten Tag an wichtigen Sitzungen. Er unterstützt uns Gewerbler sehr.»
Auch Belps Gemeindepräsident Benjamin Marti habe sehr schnell Hilfe angeboten. Um 14 Uhr war klar, dass die Malerei Hodler AG sich vorerst in Belp einrichten werde. Also rief Hodler dem Gemeindepräsidenten zurück: «Ich bat ihn, ob man uns irgendwie helfen könne mit Parkplätzen für unsere Mitarbeiter. Noch am gleichen Nachmittag hat ein Gemeindemitarbeiter uns 20 Parkkarten vorbeigebracht!»
Kann man den Firmen, die ihren Standort innert Stunden verloren haben, auch weiterhin helfen? «Ja, kann man», sagt Hodler, und er spricht da auch für seine ehemaligen Nachbar-Unternehmen.
«Die grösste Unterstützung für uns alle ist, dass wir eine Perspektive haben für Aufträge im Winter!»
Bei der Malerei Hodler seien die Aufträge der nächsten zwei Monate einigermassen stabil am Weiterlaufen. «Für das Danach aber sind hunderte von Infos, Anfragen, Notizen, Hinweise auf Projekte weg.»
Kommt dazu, dass nun fast die ganze Kapazität der Geschäftleitungen einzig für Abklärungen, Koordination, Gespräche und Rapporte mit Versicherungen drauf gehe. 600 bis 700 Stunden Arbeit eines Geschäftsführers seien nötig, um ein solches Ereignis zu bewältigen, so hätten die Versicherungen Hodler schon mal informiert.
«Ich selber werde null Tagesgeschäft mehr machen können. Ich spüre schon jetzt: Es ist unglaublich, was man alles erfüllen muss, bis man zu Entschädigungen kommt.» Er habe aber sehr gute Mitarbeiter, die selbstverantwortlich arbeiten, sagt Hodler.